Tiefdunkelrotes Harz, das von ganz unterschiedlichen Baumarten stam- men kann. Auf den Kanarischen Inseln und Madeira ist der Kanarische Drachenbaum (Dracaena draco) beheimatet, dessen Früchte das Harz spontan ausschwitzen, während der Stamm es auf Verletzung hin absondert. Da die Drachenbäume inzwischen recht selten geworden sind, ist dieses Harz im Handel nicht mehr zu bekommen.
Bei Plinius und Dioskurides erwähnt ist das Harz des Kinnabari- Drachenbaums (Dracaena cinnabari) - auch Rotangharzbaum genannt.

In den tropischen Gebieten Asiens, Afrikas und Australiens ist die Drachenblutpalme (Daemonorops draco) zu finden, die ebenfalls “Blut- harz” produziert. Für das tropische Mittelamerika werden Wolfsmilch- gewächse (Croton spec.) - chuh cakché, “Schäumender Feuerbaum” - als Stammpflanzen des Drachenbluts genutzt. Hier ist es der Milchsaft, der bei Verletzung blutrot aus der bis zu 15 m hohen Pflanze austritt. Noch heute verwenden die Hochland-Quiché den eingedickten Latex als Ersatz für echte Blutopfer. 

Seine mystische Bedeutung verdankt das Harz seinem Aussehen und seinem Geruch, beide erinnern stark an frisches Blut. Daher wird Sangre de drago für viele Ritualräucherungen eingesetzt, die der Stärkung und der Abwehr negativer Einflüsse dienen sollen. In Lateinamerika werden solche speziellen Räucherungen auch sahumerio genannt und werden ganz individuell zusammengestellt.
Der rosafarbene Rauch, der beim Verglimmen von Drachenblut aufsteigt, hat ein sehr eigenartiges Aroma - für mich riecht er metallisch, ähnlich wie Rost oder eben wie frisches Blut.

Allein geräuchert wird Drachenblut schon wegen des relativ hohen Preises (bedingt durch die geringe Ausbeute) in der Regel nicht. Es lässt sich aber gut in Mischung mit anderen Harzen wie Weihrauch oder Guggul verwenden. Auch aphrodisischen Zwecken dienende Kombina- tionen enthalten häufig Drachenblut - die rote Farbe symbolisiert in diesem Fall die Liebe.